Stefan Musil
Strawinskys Soldaten ins Zauber-Schtetl geschickt
Das Kabinett-Theater erzählt im Wiener Schauspielhaus seine Version von Strawinskys "Geschichte vom Soldaten". Ein musikalisch und szenisch hinreißendes Puppenspiel.
Auf der Straße zwischen Chur und Wallenstadt machte Igor STRAWINSKYs Soldat diesmal keine Rast. Leise schlich sich im Wiener Schauspielhaus eine zarte, nach und nach präsenter werdende Klezmermelodie ins plaudernde, auf den Beginn wartende Publikum. Ein kleiner musikalischer, von Franz Ruttner arrangierter Exkurs ins Schtetl, in die östliche Märchenwelt, die Nikolai Afanassjew in seiner Sammlung russischer Erzählungen zusammengetragen hatte. Sie dienten Charles Ferdinand Ramuz als Vorlage für ein Libretto, welches Strawinsky 1918 im Schweizer Exil vertont hatte. Das Kabinett-Theater ging nun zurück an diese Wurzel. Ein Wirtshaustisch, eine Kastenrückwand, ein paar Puppen, kurze, die Handlung beschreibende an die Wand geworfenen Filmsequenzen und die sieben wunderbaren Musiker von "Officina musicale" genügen dem Kabinett-Theater, um seine "Geschichte vom Soldaten" zu imaginieren. So simpel wie überzeugend und voll Phantasie entzückt das Puppenspiel und hievt das Stück mit leichter Hand in die intendierte Bretterbuden- und Jahrmarktatmosphäre. Teufel und Soldat treffen diesmal im Wirtshaus aufeinander, die Prinzessin ist eine fernöstliche Schönheit, die der Teufel traktiert. Und auch die Seele des Soldaten fährt an diesem Abend nicht zur Hölle sondern lieber mit der Familie auf Urlaub. All dies teilt sich dank des zauberhaft originellen Puppenspiels mit - das so auch über manchen kleinen Leerlauf hinwegträgt.