Peter Jarolin
Ein Onkel zum Lieben
Er ist alt, gebrechlich und weiß alles besser. Und er hat offenbar ein bewegtes Leben (inklusive zahlreicher Amouren) hinter sich: Er, das ist der (namenlose) Onkel, der nicht nur seinen Neffen Christopher Widauer zur Verzweiflung treibt, sondern vom Rollstuhl aus auch die Wiener Symphoniker und Dirigent Roberto Abbado (Neffe von Claudio) im Griff hat. Denn der Onkel ist der Star in einem neuen Zyklus im Konzerthaus, der mit Recht das "andere Konzert" heißt, und einen fulminanten Einstand feierte.
Das Konzept ist so simpel, wie effizient: Man nehme die Wiener Symphoniker, ein bekanntes Werk der Musikgeschichte - diesmal Modest Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" in der Orchesterfassung von Maurice Ravel - und lasse den Onkel nebst Neffen als "Kommentatoren" aufs Publikum los. Der Onkel ist übrigens eine ausdrucksstarke Puppe, die von Julia Reichert kreiert wurde. Christopher Widauer leiht ihr Hand und Stimme. Und das eben erst mit dem Nestroy für die beste Off-Theater-Produktion prämierte Kabinetttheater (Regie: Thomas Reichert) macht auch im Konzertsaal eine blendende Figur.
Spielerisch leicht wird Wissen vermittelt; mit sichtbarer Freude gingen auch die gut disponierten Symphoniker und Maestro Abbado zu Werke. Auch wenn der Onkel durchaus sekant sein kann - die Herzen des Publikums hat er im Sturm erobert.