Antonio Fian

Is eh scho Liacht, Papa

Über das Dramolett als literarische Form

 


Meine literarische Arbeit, das darf ich sagen ohne unbescheiden zu sein (und natürlich muss auch die Arbeit des großartigen Kabinetttheaters der Julia Reichert und des Christopher Widauer erwähnt werden), hat dazu beigetragen, einer literarischen Form größere Popularität zu verschaffen, die als eigenständige nie ernst genommen worden ist (und wohl auch in Zukunft - man soll sich keine Illusionen machen - nicht wirklich werden wird), dem, wie immer man sie nennen will, Minidrama, Mikrodrama, Dramolett. Immer öfter gießen Journalisten ihre satirischen Glossen in dramatische Kleinformen, selbst ein Parlamentsabgeordneter der Grünen hat sich, mit mäßigem Erfolg, an ihnen versucht. Großer Bedarf scheint zu herrschen. Wo immer ich aus meinen Dramoletten vorlese, in Literaturhäusern, Bibliotheken, Schulen, Buchhandlungen, in großen Städten, kleinen Ortschaften, fast jedes Mal tritt nach der Lesung jemand an mich heran, erzählt aus seinem Berufsalltag und fügt hinzu: "Darüber sollten Sie einmal ein Dramolett schreiben."

Auszug aus dem Programmheft Theater an der Wien
"Nachtflug mit Puppen", 2008