Julia Reichert
»Für Elise. Dialog für 1 Stimme«
Ausgangsbild für mein erstes Theaterstück Für Elise. Dialog für 1 Stimme waren zwei, durch die gemeinsame Arbeit notwendig nah, nein: eng nebeneinander sitzen müssende Personen, Pianistin und Umblättererin - hier auch: Figur und Puppenspielerin.
2 Rollen - 1 Stimme. Hier auch die Tyrannei der monologisierenden Pianistin, die ihre Umblättererin nicht zu Wort kommen lässt. "Dialog ist Drill für 1 Stimme."
Die Pianistin lässt ihr Leben Revue passieren, mit allen Brutalitäten des ungebremsten Behauptens dessen, der die Worte stets an sich reißt und jede Interpretation durch einen Dialog unterdrückt. Die erinnerten Lebensstationen quillen aus dem Flügel, der Arbeitsplatz und Heimat zugleich ist.
Am Ende des Stücks lehnt sich die Figur, das (Kunst-)Objekt gegen die Vergänglichkeit auf, schickt die sie animierende Puppenspielerin weg und zitiert ihren unabhängigen Objektcharakter.
… "Sicher, man könnte auch wieder mal vierhändig spielen …
Ja, ja, wenn es sein muss, auch öffentlich!
Sie Undankbare! Sehen Sie mich nicht so an!
Nicht so bitter,
erst recht nicht hündisch,
auch nicht so ironisch
und schon gleich nicht so überheblich!
Ich benötige Neues in meinem Leben!
Legen Sie sich einen neuen Blick zu, wenn ich bitten darf,
diesen da kenn ich zu lange!
Sie wollen nicht? Sie haben anderes vor … Bitte!
Gehen sie nur und verschonen Sie mich mit sich!
Ich blättere mir in Zukunft selbst um, kein Problem …
Ich spiele sowieso alles auswendig!
Ich habe immer aus dem Gedächtnis gespielt!
Aber das Notenbild beruhigt mich.
… Ach ja, das hatten wir schon …
Ich brauche Sie nicht an meiner Seite!
Ich bin doch ohne Seele und ohne Gewissen, also: frei!
Ein Zustand, den S i e nie erreichen werden!
Also: entbinden Sie sich endlich, adieu!"
Presserezension: Cornelia Niedermeier, Der Standard, 1.7.2007